Montag, 28. Dezember 2009

Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte


*******
(herausragend)

Michael Hanekes Drama um eine von Prüderie und Hass beherrschte kleine Dorfgemeinschaft im protestantischen Norddeutschland am Vorabend des Ersten Weltkriegs ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Es ist eine beklemmende Geschichte, die kompromisslos und mit messerscharfer Beobachtungsgabe in klaren Schwarzweißbildern erzählt wird. Getragen von exzellenten Darstellern wird die puritanische und menschenverachtende "gute alte Zeit" lebendig und dient zugleich als Parabel für das Heute. Trotz des sehr ruhigen, gemächlichen Tempos vermag es der über zwei Stunden lange Film, einen gebannt im Kinosessel festzuhalten. "Das weiße Band" ist eine tief beeindruckende und fesselnde Reise zurück in eine düstere Vergangenheit, in eine harte Zeit zum Erwachsenwerden. Ein wahres Kunstwerk – und sicherlich kein Popcorn-Kino.
Bei den Filmfestspielen von Cannes im Mai 2009 gewann Hanekes Werk die Goldene Palme, vor zwei Wochen wurde es in den Kategorien Bester europäischer Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet. Und für die Academy Awards 2010 wurde er als Beitrag für den besten fremdsprachigen Film für Deutschland eingereicht. Man darf also auch auf die Oscar-Nominierungen gespannt sein.

"Das weiße Band" läuft seit Oktober im Kino und ist – nach nunmehr 10 Wochen – immer noch in zahlreichen Städten zu sehen.
Internet Movie Database: Das weisse Band – Eine deutsche Kindergeschichte (AT/DE, 2009)
YouTube: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte – Trailer (1:53 Min)

______________________________________________________________

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Film war wirklich beeindruckend! Ich fand, dass gerade die Kinder Darsteller ausnehmend gut gespielt haben.

Anonym hat gesagt…

Ich kann diesen Film überhaubt nicht empfehlen! Das ganze Format wirkt mit der Zeit depressiv (schwarzweiss in Full-HD) und die Schauspieler wirken bzw. sind kühl und monoton.

Bei diesem Film handelt sich übrigens um einen Lehrer und die damaligen Moralfaschisten/Kindermissbraucher und NICHT über den traurigen Jungen auf dem Bild, der mit der Peitsche "bestraft" wurde.

Mike hat gesagt…

@geoboy:
Ja, der Film ist mit seiner künstlerischen Schwarzweißoptik und dem manchmal schon fast an Stummfilme erinnernden, gemächlichen Erzählstil eher schwere Kost, die nicht jedem gafällt. Die internationale Resonanz auf den Film zeigt aber, dass dieses "Konzept" sooo daneben nicht gewesen sein kann.

BTW: Ich kann mich nicht erinnern über einen "traurigen Jungen, der mit der Peitsche 'bestraft' wurde" geschrieben zu haben. Wo liegt das Problem?