Originaltitel: „Maman est chez le coiffeur“
Englischer Titel: „Mommy Is at the Hairdresser's“
Deutscher Titel: „Maman ist kurz beim Friseur“
Kanada, 2008
Regisseur: Léa Pool
Hauptdarsteller: Marianne Fortier, Élie Dupuis, Hugo St-Onge-Paquin, Laurent Lucas, Céline Bonnier, Gabriel Arcan, Benjamin Chouinard, Antoine Desrochers
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Bewertung:
*******
(herausragend)
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Nur wenige Filme präsentieren selbst die tragischsten Szenen mit einer solchen Leichtigkeit, dass sie dem von der Traurigkeit der Handlung zutiefst ergriffenen Zuschauer trotzdem ein Lachen ins Gesicht zaubern können. „Maman est chez le coiffeur“ meistert das mit Bravour. Das bewegende kanadische Drama besticht in jeglicher Hinsicht: mit einer liebevollen und detailgetreuen Szenerie, die das Québec der sechziger Jahre wieder aufleben lässt. Mit einer genial zusammengestellten Filmmusik – von Beethoven bis hin zu vielen bekannten französischen Chansons. Mit großartig ausgearbeiteten, zum Teil herrlich skurrilen Charakteren bis in die Nebenrollen hinein. Und nicht zuletzt mit grandiosen jungen Schauspielern, die sich mit ihrer offenherzigen Darstellung direkt in das Herz des Zuschauers spielen.
Französisch-Kanada im Sommer 1966: für die 15-jährige Élise und ihre beiden jüngeren Brüder beginnt das bisher idyllische Familienleben zu bröckeln, als herauskommt, dass ihr Vater eine Affäre mit einem seiner Golfpartner hat. Als ihre Mutter, die sich immer fürsorglich und liebevoll um ihre Kinder gekümmert hat, die Familie verlässt, ist der zurückgelassene Vater vollkommen überfordert. Und die drei Kinder gehen ganz unterschiedlich mit der Situation um: während Benoît, das Nesthäkchen der Familie, seine Einsamkeit und Frustration in alarmierenden Verhaltensweisen zum Ausdruck bringt, bastelt sein Bruder Coco unbeirrbar in der Garage an seiner Seifenkiste weiter. Élise hingegen flüchtet sich nicht in ihre eigene Welt, sondern beginnt die Menschen um sich herum kritischer zu betrachten.
Die in Kanada lebende, schweizerische Regisseurin Léa Pool erzählt ihre bittersüße Coming-of-Age-Geschichte gänzlich aus der Sicht der Kinder: wie sie erkennen, dass es überall um sie herum Probleme gibt und die Welt nicht so glücklich ist, wie sie immer glaubten. Wie sie bei unschuldigen Teenagerspielen versuchen, den ersten Kuss zu erhaschen. Wie sie sich bei einem Freund im Schlafzimmerschrank verstecken, um einmal eine nackte Frau zu sehen. Wie sie auf neugierige Fragen der Nachbarn hin immer wieder antworten, dass Mama beim Friseur ist. Und wie sie durch die neuen Umstände, mit denen sie zurechtkommen müssen, ein Stück ihrer Kindheit verlieren. Insbesondere bei Élise sieht man, dass sie sich zunehmend für die Familie verantwortlich fühlt und langsam die Rolle der Mutter zu übernehmen scheint und sich dennoch in einem alten taubstummen Fliegenfischer, einem Vagabunden, eine neue Bezugsperson sucht.
„Maman est chez le coiffeur“ ist ein Film für Erwachsene, der auf nostalgische Weise die Kindheit und Jugend wieder aufleben lässt, ohne dabei sentimental zu werden. Er ruft wieder in Erinnerung, wie es ist, langsam die kindliche Unschuld zu verlieren und mit der Ernsthaftigkeit des Lebens konfrontiert zu werden. Der Film hat bislang in Deutschland leider noch keinen Verleih finden können. Aber vielleicht hilft es, dass er als Centerpiece beim „18. Verzaubert Queer Filmfestival 2009“ vom Publikum zu einem der drei besten Filme des Festivals gekürt wurde. Wollen wir hoffen, dass es noch ein paar mehr Leute geben wird, die sich von seiner Faszination mitreißen lassen können.
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Internet Movie Database
IMDb: Maman est chez le coiffeur
Trailer
YouTube: Maman est chez le coiffeur – Trailer (1:38 Min, franz. mit engl. Untertiteln)
DVD/Kino
Amazon.ca: Maman est chez le coiffeur
Kinostart in der Schweiz: 09. April 2009
Links
YouTube: Filmausschnitt (0:54 min, franz.)
YouTube: Filmausschnitt (1:03 min)
YouTube: Musikvideo – Der 13-jährige Hauptdarsteller Élie Dupuis singt „Bang Bang“ (3:16 min)
OutNow.CH: Filmkritik
Rotterdam TwitchFilm.net: Filmkritik (engl.)
Englischer Titel: „Mommy Is at the Hairdresser's“
Deutscher Titel: „Maman ist kurz beim Friseur“
Kanada, 2008
Regisseur: Léa Pool
Hauptdarsteller: Marianne Fortier, Élie Dupuis, Hugo St-Onge-Paquin, Laurent Lucas, Céline Bonnier, Gabriel Arcan, Benjamin Chouinard, Antoine Desrochers
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Bewertung:
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(herausragend)
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Nur wenige Filme präsentieren selbst die tragischsten Szenen mit einer solchen Leichtigkeit, dass sie dem von der Traurigkeit der Handlung zutiefst ergriffenen Zuschauer trotzdem ein Lachen ins Gesicht zaubern können. „Maman est chez le coiffeur“ meistert das mit Bravour. Das bewegende kanadische Drama besticht in jeglicher Hinsicht: mit einer liebevollen und detailgetreuen Szenerie, die das Québec der sechziger Jahre wieder aufleben lässt. Mit einer genial zusammengestellten Filmmusik – von Beethoven bis hin zu vielen bekannten französischen Chansons. Mit großartig ausgearbeiteten, zum Teil herrlich skurrilen Charakteren bis in die Nebenrollen hinein. Und nicht zuletzt mit grandiosen jungen Schauspielern, die sich mit ihrer offenherzigen Darstellung direkt in das Herz des Zuschauers spielen.
Französisch-Kanada im Sommer 1966: für die 15-jährige Élise und ihre beiden jüngeren Brüder beginnt das bisher idyllische Familienleben zu bröckeln, als herauskommt, dass ihr Vater eine Affäre mit einem seiner Golfpartner hat. Als ihre Mutter, die sich immer fürsorglich und liebevoll um ihre Kinder gekümmert hat, die Familie verlässt, ist der zurückgelassene Vater vollkommen überfordert. Und die drei Kinder gehen ganz unterschiedlich mit der Situation um: während Benoît, das Nesthäkchen der Familie, seine Einsamkeit und Frustration in alarmierenden Verhaltensweisen zum Ausdruck bringt, bastelt sein Bruder Coco unbeirrbar in der Garage an seiner Seifenkiste weiter. Élise hingegen flüchtet sich nicht in ihre eigene Welt, sondern beginnt die Menschen um sich herum kritischer zu betrachten.
Die in Kanada lebende, schweizerische Regisseurin Léa Pool erzählt ihre bittersüße Coming-of-Age-Geschichte gänzlich aus der Sicht der Kinder: wie sie erkennen, dass es überall um sie herum Probleme gibt und die Welt nicht so glücklich ist, wie sie immer glaubten. Wie sie bei unschuldigen Teenagerspielen versuchen, den ersten Kuss zu erhaschen. Wie sie sich bei einem Freund im Schlafzimmerschrank verstecken, um einmal eine nackte Frau zu sehen. Wie sie auf neugierige Fragen der Nachbarn hin immer wieder antworten, dass Mama beim Friseur ist. Und wie sie durch die neuen Umstände, mit denen sie zurechtkommen müssen, ein Stück ihrer Kindheit verlieren. Insbesondere bei Élise sieht man, dass sie sich zunehmend für die Familie verantwortlich fühlt und langsam die Rolle der Mutter zu übernehmen scheint und sich dennoch in einem alten taubstummen Fliegenfischer, einem Vagabunden, eine neue Bezugsperson sucht.
„Maman est chez le coiffeur“ ist ein Film für Erwachsene, der auf nostalgische Weise die Kindheit und Jugend wieder aufleben lässt, ohne dabei sentimental zu werden. Er ruft wieder in Erinnerung, wie es ist, langsam die kindliche Unschuld zu verlieren und mit der Ernsthaftigkeit des Lebens konfrontiert zu werden. Der Film hat bislang in Deutschland leider noch keinen Verleih finden können. Aber vielleicht hilft es, dass er als Centerpiece beim „18. Verzaubert Queer Filmfestival 2009“ vom Publikum zu einem der drei besten Filme des Festivals gekürt wurde. Wollen wir hoffen, dass es noch ein paar mehr Leute geben wird, die sich von seiner Faszination mitreißen lassen können.
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Internet Movie Database
IMDb: Maman est chez le coiffeur
Trailer
YouTube: Maman est chez le coiffeur – Trailer (1:38 Min, franz. mit engl. Untertiteln)
DVD/Kino
Amazon.ca: Maman est chez le coiffeur
Kinostart in der Schweiz: 09. April 2009
Links
YouTube: Filmausschnitt (0:54 min, franz.)
YouTube: Filmausschnitt (1:03 min)
YouTube: Musikvideo – Der 13-jährige Hauptdarsteller Élie Dupuis singt „Bang Bang“ (3:16 min)
OutNow.CH: Filmkritik
Rotterdam TwitchFilm.net: Filmkritik (engl.)
Verzaubert Filmfest: Mommy is at the Hairdresser’s – Filmbeschreibung
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