Sonntag, 20. Juli 2008

Ghettokids


Originaltitel: „Ghettokids“
Deutschland, Frankreich, 2002
Regisseur: Christian Wagner
Hauptdarsteller: Ioannis Tsialas, Urjeton (Toni) Osmani, Barbara Rudnik, Günther Maria Halmer
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Bewertung:

*******
(sehr gut)
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Als türkisch sprechende Griechen haben es die Brüder Christos und Maikis seit der Auswanderung ihrer Familie aus Griechenland besonders schwer. Zusammen mit ihrem älteren Bruder und ihrer Mutter leben sie in einer Einzimmerwohnung im Münchner Stadtteil Hasenbergl. Aber Ihre eigentliche neue Heimat ist der Hauptbahnhof, sie klauen, dealen mit Drogen und der 12-jährige Christos verkauft sich gelegentlich auch als Stricher.

Die engagierte Lehrerin Hanna Solinger übernimmt die Förderklasse, in der auch die beiden Brüder sind, und steht vor scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten. Unterstützung erhält sie vom Sozialarbeiter Xaver Friedmann, der ein Jugendzentrum führt und auch Christos und Maikis gut kennt. Als Maikis, der immer auch ein Auge auf seinen kleinen Bruder Christos hatte, in einen Raubüberfall verstrickt wird, landet er unschuldig im Jugendgefängnis. Und auf sich alleine gestellt wird die Lage für Christos immer problematischer.

Der Film beginnt mit Maikis’ Zeit im Gefängnis und erzählt – größtenteils in Rückblenden – die Geschichte der beiden Brüder. Die Story der TV-Produktion, die im Rahmen eines Projekts der gemeinnützigen Münchner Organisation „Ghettokids – Soziale Projekte e.V.“ entstanden ist, beruht in vielen Teilen auf wahren Begebenheiten und wurde an den Originalschauplätzen gedreht. Die Jugendlichen und Kinder werden von Laiendarstellern verkörpert, die zumeist aus dem Münchner Hasenbergl kommen und sich quasi selbst spielen. Und gerade das macht den Film so beklemmend und authentisch. Sehr zu empfehlen ist auch die auf der DVD als Bonusmaterial enthaltene, preisgekrönte Dokumentation „Planet Hasenbergl“, die sich unter anderem mit der Arbeit von Ghettokids e.V. beschäftigt.

München zelebriert 2008 sein 850-jähriges Bestehen und an diesem Wochenende wurde die halbe Stadt offiziell zur Partymeile erklärt. Der Film „Ghettokids“ stellt ein perfektes Kontrastprogramm dar. Denn nur allzu gern verschließen die Leute, die hier leben, ja die Augen davor, dass München mit genau den gleichen sozialen Problemen zu kämpfen hat wie jede andere Millionenstadt auch. Nachdem man „Ghettokids“ gesehen hat, sieht man auf jeden Fall nicht nur das berüchtigte Hasenbergl, sondern auch den Münchner Hauptbahnhof und das Stachus Untergeschoss mit anderen Augen.
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Internet Movie Data Base
http://www.imdb.com/title/tt0301343/

DVD
http://www.amazon.de/Ghettokids-Ioannis-Tsialas/dp/B00022GIOS/

Links
http://www.cineastentreff.de/content/view/2791/35/
http://www.wagnerfilm.de/de/projekte/ghettokids/background.htm
http://www.ghettokids.org/
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