Sonntag, 3. August 2008

Auf Wiedersehen, Kinder


Originaltitel: „Au revoir les enfants“
Frankreich, Deutschland, 1987
Regisseur: Louis Malle
Hauptdarsteller: Gaspard Manesse, Raphael Fejtö
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Bewertung:

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(herausragend)
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Die tragischsten Filmstoffe liefert immer noch das Leben selbst. In dem autobiographischen Werk „Auf Wiedersehen, Kinder“ verarbeitet Regisseur Louis Malle, der auch selbst das Drehbuch geschrieben hat, seine Jugenderlebnisse aus seiner Zeit im Internat während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg. Und entstanden ist dabei ein absoluter Klassiker. Ein Film über ein zutiefst prägendes Ereignis, das wie eine harte Zäsur die Kindheit beendet, und über eine kurze und verlorene Freundschaft in einer schweren Zeit, die von Krieg und Rassismus bestimmt ist. Sensibel und in ruhigen, leisen Bildern erzählt Louis Malle wundervoll in Szene gesetzt von seiner schmerzvollen Vergangenheit.

„Auf Wiedersehen, Kinder“ spielt 1944 im besetzten Frankreich. Der 11-jährige Julien kehrt nach den Weihnachtsferien in das ländliche, katholische Jungeninternat zurück, in dem der Alltag von den Auswirkungen des Krieges bestimmt ist: Fliegeralarme, keine Heizung, zu wenig zu essen und ein reger Schwarzhandel mit Lebensmitteln. Vom Leiter des Internats, Pater Jean, bekommt er aufgetragen, sich um einen neuen Schüler, Jean Bonnet, zu kümmern. Der ruhige, verschlossene und intelligente Jean weckt Juliens Neugier. Mit der Zeit findet Julien heraus, dass Jean Jude ist und dass die Internatsleitung ihn und ein paar andere Jungen zum Schutz vor den deutschen Truppen unter falschem Namen versteckt hält. Nach anfänglichem Zögern entsteht zwischen den beiden Jungen eine tiefgründige Freundschaft.

Doch die Katastrophe ist vorprogrammiert, bereits nach wenigen Wochen werden die jüdischen Schüler verraten, die Gestapo durchsucht das Internat. Juliens Wissen um die wahre Identität seines Freundes wird Jean zum Verhängnis, er wird entdeckt, ebenso die anderen Jungen. Der Film endet damit, dass die versteckten Jungen und die Internatsleitung an einem kalten Januarmorgen verhaftet und abgeführt werden. Pater Jeans lapidare Abschiedsworte „Auf Wiedersehen, Kinder. Bis bald.“ bleiben einem als Zuschauer noch lange im Gedächtnis. Aus Juliens rückblickenden Worten erfährt man, dass die Jungen in Auschwitz und Pater Jean im KZ Mauthausen ums Leben gekommen sind.

Louis Malle (1932 bis 1995) kann eine beachtliche Filmographie aufweisen und zählt zu den großen Meisterregisseuren des 20. Jahrhunderts. Und „Au revoir les enfants“ gilt als eines seiner besten Werke. Unter anderem ausgezeichnet mit dem „Goldenen Löwen“, ganzen sieben „Césars“ und dem Award der Britischen Filmakademie, nominiert für den „Oscar“ und den „Golden Globe“ sorgte der Film für großes internationales Aufsehen.
Besonders bemerkenswert an dem Film ist, dass er nicht in die Sentimentalität abgleitet. Geprägt vom großen Gefühlskino Hollywoods vermisst man spontan die dramatischen Szenen, aber genau auf die hat Louis Malle bewusst verzichtet und lässt die Handlung für sich sprechen. In Wirklichkeit müssen die Schüler ihren Pater mit stillem Applaus verabschiedet haben. Vielleicht ist es ganz gut, dass diese Szene so nicht im Film umgesetzt wurde, für den Zuschauer wäre sie wohl nur schwer zu ertragen gewesen.
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Internet Movie Database
IMDb: Au revoir les enfants

DVD
Amazon.de: Auf Wiedersehen, Kinder

Trailer
YouTube: Auf Wiedersehen, Kinder – Trailer (1:53 Min)

Links
Wikipedia.de: Louis Malle
Wikipedia.de: Auf, Wiedersehen, Kinder
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