Sonntag, 9. November 2008

Zweier ohne


Originaltitel: „Zweier ohne“
Deutschland, 2008
Regisseur: Jobst Christian Oetzmann
Hauptdarsteller: Tino Mewes, Jacob Matschenz, Sophie Rogall
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Bewertung:

*******
(nicht schlecht)
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Die beiden 17-jährigen Gymnasiasten Johann und Ludwig verbindet eine ganz außergewöhnliche Freundschaft. Sie sind nicht nur ein perfekt eingespieltes Ruderteam in der Bootsklasse Zweier ohne Steuermann, sondern auch von dem Wunsch besessen absolut gleich zu werden: gleich auszusehen, gleich zu handeln und letztendlich auch gleich zu denken – quasi wie Zwillinge zu werden. Sie rasieren sich die Köpfe, ziehen die gleichen Klamotten an und „teilen“ sich sogar das gleiche Mädchen. Bis Johann sich in Ludwigs jüngere Schwester Vera verliebt, eine Beziehung, die er so lange als möglich vor seinem Freund geheim zu halten versucht.

Die Geschichte wird aus der Sicht des eher zurückhaltenden Johann erzählt, der sich – fasziniert vom impulsiven und draufgängerischen Ludwig – anfangs bedingungslos der intensiven Freundschaft hingibt. Doch es fällt ihm zunehmend schwerer, mit dem aggressiven und eigenwilligen Verhalten seines Freundes umzugehen. Insbesondere Ludwigs schwelende Todessehnsucht – im Film immer wieder symbolisiert durch die Autobahnbrücke, von der sich seine Mutter gestürzt hatte – lassen bei Johann Zweifel entstehen. Schließlich gipfeln Ludwigs innere Konflikte in einer verhängnisvollen Motorrad-Spritztour der beiden Freunde, die eine Fahrt auf Leben und Tod wird.

Die Vorlage für „Zweier ohne“ bildet die gleichnamige Novelle von Dirk Kurbjuweit. Während der Roman jedoch die Freundschaft der beiden Protagonisten über viele Jahre hinweg begleitet und in leisen Tönen einfühlsam vom Erwachsenwerden der beiden Freunde erzählt, versucht der Film die ganze Geschichte in wenigen Monaten abzuhandeln. Jobst Christian Oetzmann versteht es leider nicht, das zu transportieren, was die literarische Vorlage ausmacht: die sensible Auseinandersetzung mit den Gefühlen und Ängsten der beiden Jugendlichen. Vom kunstvollen Erzählstil Kurbjuweits ist nichts mehr zu spüren, die Dialoge sind platt, der Off-Kommentar wiederholt sich ständig. Der Einsatz von symbolisch-metaphorischen Elementen wirkt oft zu plakativ, Raum zu eigener Interpretation bleibt dem Zuschauer nicht. Die filmisch solide Umsetzung kann diese Defizite auch nicht mehr ausgleichen.

Dass ich dem Film dennoch ein „nicht schlecht“ gegeben habe, ist den drei Hauptdarstellern zu verdanken. Denn sie haben alles gegeben, um dem Drehbuch Leben einzuhauchen. Jacob Matschenz kann in der Rolle des Ludwig durchaus überzeugen. Tino Mewes verkörpert den zwischen Zweifel und Faszination hin- und hergerissenen Johann glaubwürdig und trägt als Erzähler der Geschichte den gesamten Film entscheidend mit. Doch zur Höchstform konnten in diesem Streifen weder Max Ophüls-Preisträger Matschenz auflaufen, noch das eingespielte Duo Tino Mewes und Sophie Rogall, das bereits 2001 in dem vielfach ausgezeichneten Teenagerdrama „Fickende Fische“ gemeinsam vor der Kamera stand. Schade eigentlich, dass hier die Chance auf einen wirklich guten Film vergeben wurde, denn die Geschichte hätte deutlich mehr Potenzial gehabt.

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Internet Movie Database
IMDb: Zweier ohne

DVD
Amazon.de: 2er ohne

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