Donnerstag, 15. Januar 2009

Bully – Diese Kids schockten Amerika


Originaltitel: „Bully“
USA, 2001
Regisseur: Larry Clark
Hauptdarsteller: Brad Renfro, Nick Stahl, Leo Fitzpatrick, Bijou Phillips, Rachel Miner, Michael Pitt, Kelli Garner
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Bewertung:

*******
(gut)
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Ein grausamer Mord unter Teenagern in Florida erschütterte 1993 die amerikanische Gesellschaft und füllte wochenlang die Schlagzeilen der US-Presse. Dieser Mord an Bobby Kent wurde zum Symbol einer verlorenen Jugend ohne Perspektiven. Kein Wunder also, dass sich gerade Larry Clark an die Verfilmung des tragischen Ereignisses heranwagte. Der viel diskutierte Fotograf und Filmemacher greift in seinen Werken mit Vorliebe den Alltag und die Probleme von amerikanischen Jugendlichen auf – und stellt sie mit schonungslosem Realismus dar. Seine explizite Darstellung von Gewalt und Sex hat nicht nur Larry Clarks Ruf als ehrlichen und kompromisslosen Künstler begründet, sondern war konservativen Kreisen schon mehrfach ein Dorn im Auge. Und nicht selten sind seine tabulosen Werke in Amerika den Zensurbehörden zum Opfer gefallen. Das hinderte Larry Clark bislang jedoch nicht daran, an seinen Prinzipien festzuhalten: „Wenn man einen Film macht, weiß man, dass man ein sehr großes Publikum erreicht und sofort gibt es dann Regeln. Ich denke aber nicht daran, was man nicht darf, oder was man besser nicht tun sollte. Ich tue es einfach.“

Die zentrale Figur in „Bully“ ist der 16-jährige Marty. Der schüchterne und wenig selbstbewusste Jugendliche wird von seinem besten Freund Bobby, den er seit früher Kindheit kennt, ständig schikaniert, gedemütigt und misshandelt. Der despotische und sadistische Bobby, der im Gegensatz zu den anderen Freunden aus ihrer Clique aus wohlhabendenen Verhältnissen kommt, liebt es andere zu quälen und Marty ist sein Lieblingsopfer. Er lässt Marty in Bars strippen, zwingt ihn zu schwulem Telefonsex – und streicht die Bezahlung der „Kunden“ selbst ein. Er geht sogar soweit, Martys schwangere Freundin Lisa zu vergewaltigen. Angetrieben von Lisa sind sich in der Clique alle einig: Bobby muss weg. Im Drogenrausch planen sie, ihn umzubringen. Der erste Mordversuch misslingt, beim zweiten heuern die Jugendlichen einen Auftragskiller an, der kaum älter ist als sie selbst. Am Ende lässt sich Marty so weit bringen, Bobby mit einem Messer regelrecht abzuschlachten. Das völlig aus den Fugen geratene Mordkomplott fliegt schnell auf, die Freunde kommen vor Gericht. Marty wird zum Tode verurteilt, die anderen erhalten zum Teil lebenslange Haftstrafen.

Für „Bully“ arbeitete Larry Clark nicht – wie in seinen beiden vorangegangenen Filmen – ausschließlich mit Laiendarstellern, sondern engagierte junge, größtenteils aber eher weniger bekannte Schauspieler. Bijou Phillips und Leo Fitzpatrick (sein Debüt hatte er in Larry Clarks „Kids“) konnten erst wenig Erfahrung vorweisen. Michael Pitt, Rachel Miner und Kelly Garner kannte man schon aus der einen oder anderen TV-Serie (Dawson's Creek, Sex and the City, Buffy). Einzig die beiden Hauptdarsteller Brad Renfro und Nick Stahl waren schon bekannte Größen im Filmgeschäft, die es exzellent verstehen, die psychologische Wechselbeziehung der beiden Protagonisten sensibel und glaubhaft zu verkörpern. Überschattet wurden die Dreharbeiten allerdings immer wieder von den Suchteskapaden des damals 18-jährigen Brad Renfro, die Larry Clark zeitweise mehr beschäftigten als der Film selbst – zumal Brad Renfro als Co-Produzent auch für die Finanzierung des Films verantwortlich war. „Bully“ konnte letztendlich doch noch zu Ende gebracht werden und fand hohe Beachtung, wenngleich er nicht ganz an den Erfolg seiner beiden Vorgänger „Kids“ und „Ken Park“ anknüpfen konnte. 2001 wurde er im Wettbewerb des Filmfests Venedig gezeigt.
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Internet Movie Database
IMDb: Bully

DVD
Amazon.de: Bully – Diese Kids schockten Amerika

Links
YouTube: Bully – Trailer (1:56 Min, engl.)
Wikipedia.de: Bully – Diese Kids schockten Amerika
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