Freitag, 6. Februar 2009

So finster die Nacht


Originaltitel: „Låt den rätte komma in“
Schweden, 2008
Regisseur: Tomas Alfredson
Drehbuchautor: John Ajvide Lindqvist
Hauptdarsteller: Kåre Hedebrant, Lina Leandersson
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Bewertung:

*******
(gut)
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Das skandinavische Kino ist doch immer wieder für Überraschungen und wirklich außergewöhnliche Filme gut. So ist auch mit der Verfilmung des Bestsellers von John Ajvide Lindqvist „Låt den rätte komma in“ wieder ein faszinierender Streifen entstanden. Der schwedische Roman aus dem Jahre 2004 wurde in mehrere Sprachen übersetzt und ist in 12 Ländern erschienen. Und der Autor zeichnet auch höchstpersönlich für das Drehbuch verantwortlich. „So finster die Nacht“ war das Centerpiece des Fantasy Filmfests 2008 und reihte sich damit in eine Folge von bemerkenswerten Filmen ein, zu denen zum Beispiel auch „Die fabelhafte Welt der Amelie“ gehört. Der Film wurde auf zahlreichen Festivals unter anderem in Berlin, Göteborg, Rotterdam, Kopenhagen, Seattle und New York ausgezeichnet.

Tiefster Winter in Schweden. In dem Stockholmer Vorort Blackeberg lebt der 12-jährige Oskar mit seiner Mutter in einer tristen Hochhaussiedlung. Der in sich gekehrte Junge ist ein Außenseiter, der in der Schule von einigen seiner Mitschüler ständig eingeschüchtert und schikaniert wird. Meist hängt Oskar abends, wenn es schon dunkel ist, auf dem Spielplatz vor seinem Haus in der Siedlung ab und schmiedet in seiner Fantasie Rachepläne. Eines Tages taucht ein Mädchen auf – Eli, die mit ihrem Vater in die Nachbarwohnung von Oskar und seiner Mutter eingezogen ist. Sie freundet sich mit Oskar an, doch Eli ist ein ungewöhnliches Mädchen: sie ist blass, kommt nur aus der Wohnung, wenn es dunkel ist, riecht seltsam, scheint gegen die Kälte völlig unempfindlich zu sein, und in ihrer Wohnung sind ständig die Fenster verhangen. Außerdem passieren in der langweiligen Vorortsiedlung plötzlich seltsame Dinge. Ein Junge wird im Wald regelrecht abgeschlachtet, ein Mann verschwindet spurlos und eine Frau verändert sich in ihrem Wesen auf dramatische Weise, nachdem sie nachts angefallen wurde.

Oskar findet in der scheinbar gleichaltrigen, mysteriösen Eli endlich einen Menschen, der ihm zuhört und ihn versteht. Zwischen den beiden Teenagern entspannt sich eine zarte Liebesbeziehung. Doch mit der Zeit findet Oskar heraus, dass Eli ein Vampir ist, für immer gefangen im Körper einer 12-Jährigen, und dass die Vorfälle mit ihrem Durst nach Blut in Verbindung stehen. Diese Erkenntnis hindert Oskar jedoch nicht daran, zu Eli zu halten und sie vor den Verfolgungen der Nachbarn zu schützen – und sie dankt es ihm, indem sie ihm hilft, mit seinen Mitschülern abzurechnen. Und sie ist auch für ihn da, als Oskar in ernsthafte Gefahr gerät.


Regisseur Tomas Alfredsons sensibler Film verbindet die Coming-of-Age-Thematik mit Horrorfilmelementen. Dennoch ist „So finster die Nacht“ alles andere als ein klassischer Horrorfilm, sondern eine sehr einfühlsame Geschichte um die Ängste zweier Teenager, die in ihrer Einsamkeit zueinander finden. Auf Actionszenen und typische Vampir-Klischees verzichtet der Film weitgehend und inszeniert in ruhigen Bildern die Gefühlswelt der beiden Protagonisten. Die kalte Winterlandschaft und die erdrückende Tristesse der Hochhaussiedlung schaffen die perfekte Atmosphäre für die fantastische Gruselstory. Und die beiden jungen Hauptdarsteller überzeugen in ihren Rollen auf ganzer Linie.

Ich habe „So finster die Nacht“ an Neujahr 2009 gesehen. Der Heimweg am Abend durch die verschneiten und gespenstisch stillen Straßen war von der Stimmung her wie eine Fortsetzung des Films. Und am Schwabinger See, über dem eisige Nebelschwaden schwebten, kam es mir vor, als würde Eli hinter mir stehen… Zur Zeit läuft „So finster die Nacht“ in München noch im „Neuen Arena“ und im „Werkstattkino“, zwei unscheinbare Kultkinos im Gärtnerplatz-/Glockenbachviertel. Klein und schmuddelig, aber mit bemerkenswerter Filmauswahl, beleben beide schon seit Jahrzehnten die Münchner Kinolandschaft. Schön, dass es auch solche Kinos noch gibt.
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Internet Movie Database
IMDb: So finster die Nacht

DVD
Amazon.de: So finster die Nacht

Links
YouTube: So finster die Nacht – Trailer (1:13 Min)
Wikipedia.de: So finster die Nacht
Website zum Film (englisch)
Cinema.de: Filmkritik
Amazon.de: So finster die Nacht (Roman)
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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Super Film. Habe ihn 3 x gesehen, das Buch 4 x gelesen.
Bravo John Ajvide Lindqvist und Tomas Alfresdon